Ein alter Mann schaut auf sein Smartphone, eine junger Person unterstützt

Digitalmentorin in Hamburg

Grafische Darstellung der Verbundenheit im Internet. Eine Hand hält ein Handy. Im Hintergrund Sybole für Netwzwerken und weltweites Web.

Kürzlich nahm ich an einer Schulung des Albertinen-Hauses zur Digitalmentorin teil. Das Albertinen Haus ist in Hamburg das Zentrum für Geriatrie und Gerontologie und genießt bundesweite Anerkennung als Einrichtung für Altersmedizin. Digitalmentoren und -mentorinnen geben ihre Erfahrung und ihr Wissen weiter an ältere Menschen auf deren Weg in die digitale Welt. Die durch die Stadt Hamburg geförderte Schulung dient der Vorbereitung der Digitalmentoren.

In unserem zunehmend digitaleren Alltag sitze selbst ich mitunter davor und empfinde Prozesse als „schwierig“. Wenn etwa jemand vergessen hat, den „Passwort vergessen?“-Button einzupflegen. Gelingt es mir, die Prozesse erfolgreich zu durchlaufen, frage ich nicht selten, wie dies anderen gelingt, die vielleicht weniger fit sind als ich. Wie kaufen sich Oma und Opa in Hamburg jetzt ein Busticket, wenn die Bezahlung ausschließlich bargeldlos möglich ist?

Blieben die beiden wegen solcher Probleme zu Hause, wäre das die schlechteste aller Möglichkeiten: Vereinsamung droht, die nicht nur dem Alter geschuldete Immobilität wird künstlich vermehrt, das Leben macht immer weniger Freude. Im schlimmsten Fall folgen Verlust der Selbstständigkeit, Heimaufenthalt, Tod.

Das Alter erleben

Es war überraschend, sich in die Situation älterer Menschen hineinzuversetzen, denn anfangs brachte es mich noch Schmunzeln: Nach einer kurzen Pause kam ich zurück in den Raum und es lagen Gegenstände auf den Tischen:

Schutzbrillen, Handschuhe, Kopfhörer, 1-kg-Gewichte. Das sollten wir anlegen. Ziel der Übung war es, die Alltagssituation Betagter oder Hochbetagter nachzuempfinden und dann unsere Smartphones zu bedienen.

„Oha, das sieht aus wie mein Alltag“ Glaub mir, an manchen Tagen frage ich mich, ob ich nicht selbst schon der Zielgruppe angehöre oder ob es noch opportun ist, wenn ich über andere als eine ältere Dame spreche. Darum musste ich schmunzeln.

Die Handschuhe etwa stellten die nachlassende Feuchtigkeit der Haut nach, die bei Älteren auftritt. Sensible Displays mancher Hersteller erkennen dann den Touch nicht mehr. Währenddessen sitzt diese ältere Person mit der trockenen Haut da und kann eventuellen Erklärungen kaum folgen, weil sie schlecht hört. Mit dem Sehen – auch dessen, was auf dem Bildschirm geschieht – ist es ebenfalls schlecht bestellt: Die Schutzbrillen simulierten wahlweise Makuladegeneration und Grünen Star.

Angetan mit dieser Simulation von Alter war alles von jetzt auf gleich anders. Schwieriger. Vor der Schulung dachte ich, dort gäbe es für mich nur wenig mitzunehmen. Jetzt bin ich froh, mir diese ehrenamtliche Mühe gemacht zu haben: Zertifizierte Digitalmentorin.

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